Gentleman Sailor: Der IWC Portugieser Yacht Club Chronograph im Test
IWC brachte die Portugieser Yacht Club 2010 in die sportlich-elegante Welt des Segelns. Für 2020 hat das nautische Chronographenmodell einen klassischen Look und ein Upgrade des Stahlarmbands. Wir unterziehen es in diesem Feature aus den WatchTime-Archiven einem gründlichen Test.
Der neue IWC Portugieser Yacht Club Chronograph ist eine Uhr, die Sie überall im Yachthafen selbstbewusst tragen können. Ein erster Blick zeigt, dass die dritte Generation des sportlichsten Portugieser-Modells, unserer Testuhr, sowohl als nautische Uhr als auch als Luxusaccessoire konzipiert ist. Der erste Eindruck bestätigt sich bei näherer Betrachtung des polierten und satinierten Gehäuses, des sonnenblauen Zifferblatts und der hell polierten Zeiger. Jede Komponente ist makellos verarbeitet und würdig, Teil der überaus eleganten Portugieser-Kollektion zu sein.
Zum ersten Mal in seiner über 10-jährigen Geschichte verfügt dieser Portugieser Yacht Club über ein Stahlarmband anstelle eines Gummi- oder Lederarmbands – ein robustes, aber elegantes IWC-Stahlarmband mit gebürsteten Außengliedern und polierten Innengliedern. Zum Kürzen des Armbandes genügt es, auf der Rückseite jeder Reihe stabiler Glieder einen Knopf zu drücken, um es zu lösen. Anders als bei einfacheren Armbandkonstruktionen ist kein Schrauben oder Hämmern nötig.
Im Inneren der Sicherheitsfaltschließe befindet sich zudem eine Schnellverlängerung, mit der sich das Armband schnell und einfach um bis zu 7 mm verlängern lässt. Durch Drücken des polierten „IWC“-Knopfes am äußeren Steg der Schließe lässt sich das Armband in sieben Stufen verlängern – ohne die Uhr jemals vom Handgelenk nehmen zu müssen. Zwei Sicherheitsdrücker runden die stabile und formschöne Faltschließe ab.
Detailänderungen
Neben dem Armband wurde auch das Zifferblatt überarbeitet. Der zentrale Chronographenzeiger ist nun stahlgrau statt rot, und das Datumsfenster wurde von der 3-Uhr-Position auf die kleine Sekunde bei 6 Uhr verschoben. Beide Änderungen steigern die Eleganz der Yacht Club und fanden bei unserer Redaktion großen Anklang.
Der elegante Eindruck wird allerdings durch die Vergrößerung des ohnehin schon beachtlichen Edelstahlgehäuses von 43,5 mm auf 44,6 mm getrübt. Unsere Redaktion gab zu, dass niemand von ihnen ein Handgelenk hatte, das seinen beachtlichen Ausmaßen entsprach.
Trotzdem ist die große, schwere Uhr dank ergonomisch geformter, schräger Ösen und einem geschmeidigen Stahlarmband recht angenehm zu tragen. Leider führt die Flexibilität und Einstellbarkeit des IWC-Armbands zu relativ großen Lücken zwischen den Gliedern, in denen sich Haare verfangen und ziehen können.
Bewährte Technologie
Zu den Komponenten früherer Generationen des Yacht Club gehören das robuste und leistungsstarke Manufakturwerk Kaliber 89361 mit vielen hervorragenden Eigenschaften wie einer Gangreserve von 68 Stunden, einem traditionellen Schaltrad-Steuerungsmechanismus, dem außergewöhnlich effizienten Pellaton-Doppelklinken-Aufzugssystem der Marke, einer frei federnden, temperaturbeständigen Glucydur-Unruh und einer Flyback-Funktion zum direkten Neustart des laufenden Chronographen. Es kann auch mit wunderschönen dekorativen Oberflächen, goldveredelten Gravuren und einem goldenen IWC-Medaillon auf dem skelettierten Schwingrotor aufwarten. Ein weiteres Merkmal des hauseigenen Uhrwerks ist der kombinierte 12-Stunden- und 60-Minuten-Zähler in der oberen Hälfte des Zifferblatts, der die verstrichene Zeit intuitiv wie bei einer Uhr anzeigen soll. Der kombinierte Zähler ist jedoch für den alltäglichen Gebrauch zu klein und seine Markierungen sind zu fein, um die verstrichene Zeit schnell und einfach auf die Minute genau abzulesen. Die Chronographensekundenspur um das Zifferblatt ist ebenfalls äußerst fein und der zentrale Chronographensekundenzeiger ist nicht lang genug, um sie vollständig zu erreichen. Insgesamt ist es ein gemischtes Bild: Uhrzeit und Datum sind klar lesbar, die verstrichene Zeit ist jedoch viel schwieriger abzulesen.
Das Automatikkaliber 89361 läuft mit höchster Genauigkeit, kann bei laufender Chronographenfunktion Zeitintervalle messen und verfügt bei Vollaufzug über eine Gangreserve von 68 Stunden.
Genaue Ganggenauigkeit
Unser Gangtest verriet mehr über das Schweizer Uhrwerk. Die elektronische Zeitwaage zeigte einen vernachlässigbar kleinen Tagesgang von +0,8 Sekunden, eine maximale Abweichung zwischen den Positionen von nur 4 Sekunden und nahezu gleiche Werte bei eingeschaltetem Chronographen. Ein zweiwöchiger Tragetest bestätigte die geringe Tagesabweichung mit Werten zwischen null und +2 Sekunden – was unsere Testuhr zu einem zuverlässigen Partner für den Alltag macht.
Neben dem Uhrwerk weckt ein weiteres unverändertes Merkmal der Yacht Club gemischte Gefühle – die Druckfestigkeit von sechs Bar, was dem Wasserdruck in 60 Metern Tiefe entspricht. Obwohl dies zunächst nach viel klingt, ist die unter Laborbedingungen getestete Wasserdichtigkeit für eine nautische Luxus-Sportuhr mit Bezug zur Welt des Segelns eher gering. Bei Kontakt mit Gischt oder Wellen sollte eine Uhr mindestens 10 Bar oder 100 Meter standhalten, um in den unterschiedlichsten Umgebungen eine gewisse Sicherheit zu gewährleisten. Und auch wenn das noch nicht viel ist, ist es doch der aktuelle Standard für jede Wassersportuhr, die nicht explizit zum Tauchen konzipiert ist.
Der Rat für Bootsbesitzer lautet schlicht: Tragen Sie diese Uhr lieber abends, unter Deck oder beim Abendessen in der Marina und lassen Sie es tagsüber an Bord entweder gemütlicher angehen oder verlassen Sie sich auf eine Sportuhr, die klar als solche definiert ist. Die neue Portugieser Yacht Club Chronograph ist für den normalen Alltag und leichte sportliche Aktivitäten gut gerüstet – und der perfekte Gentleman-Segler für gesellige Anlässe an oder unter Deck.
TECHNISCHE DATEN:
Hersteller: IWC Schaffhausen, Baumgartenstrasse 15, 8201 Schaffhausen, Schweiz
Referenznummer: IW390701
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Flyback-Chronograph mit kombiniertem 60-Minuten- und 12-Stunden-Zähler, Datum
Uhrwerk: Manufakturkaliber 89361, Automatik, 28.800 A/h, 38 Steine, Sekundenstopp, Datumsschnelleinstellung, Incabloc-Stoßsicherung, Säulenrad, Feinregulierung mit Schraubengewichten, Glucydur-Unruh, 68 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30 mm, Höhe = 7,5 mm
Gehäuse: Edelstahl, gewölbtes Saphirglas mit beidseitiger Antireflexbeschichtung, verschraubte Krone, verschraubter Gehäuseboden mit Saphirglas-Sichtfenster, wasserdicht bis 60 m
Armband und Verschluss: Edelstahlarmband mit Sicherheitsfaltschließe und Schnellverlängerung
Ratenergebnisse (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden, bei ein-/ausgeschaltetem Chronographen):
Zifferblatt oben 0 / +1
Zifferblatt unten +3 / +2
Krone oben -1 / -2
Krone unten +2 / +2
Krone links +2 / +3
Krone rechts -1 / -3
Größte Abweichung 4 / 6
Durchschnittliche Abweichung +0,8 / +0,5
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Positionen 287° / 273°
Hängende Positionen 257° / 236°
Abmessungen: Durchmesser = 44,6 mm, Höhe = 14,3 mm, Gewicht = 170 Gramm
Varianten: Mit silbernem Zifferblatt (Ref. IW390702, 13.100 $); mit Edelstahlgehäuse und Armband und Roségold (Ref. IW390703, 19.900 $)
Preis: 13.100 $
PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Sehr ansprechendes, hochfunktionelles Edelstahlarmband mit Sicherheitsfaltschließe und Schnellverlängerung. Große Abstände zwischen den Gliedern. 9
Bedienung (5): Großzügig dimensionierte, leichtgängige Drücker sind leichter zu bedienen als die verschraubte Krone. Die große Krone lässt sich leicht drehen, zum Herausziehen ist jedoch etwas Kraft erforderlich. Der Chronograph verfügt über eine Flyback-Funktion zum direkten Neustart einer laufenden Zeitmessung. 4
Gehäuse (10): Das Gehäuse ist schön verarbeitet, aber eher schlicht und nur bis 60 Meter wasserdicht. 8
Design (15): Attraktive Kombination aus Sportlichkeit und Eleganz. Die hohe Qualität jedes einzelnen Bauteils ist leicht zu erkennen. 14
Lesbarkeit (5): Uhrzeit und Datum sind beide gut lesbar, die verstrichene Zeit ist jedoch schwieriger abzulesen. Hell leuchtendes Material. 4
Tragekomfort (10): Die schwere Uhr liegt angenehm am Handgelenk, am Metallarmband verfangen sich jedoch feine Handgelenkshaare. 7
Werk (20): Das Manufakturkaliber glänzt mit Säulenrad, Glucydur-Unruh, Feinregulierung, verlängerter Gangreserve, effizientem Doppelklinkenaufzug und attraktiven Verzierungen. 17
Bewertungsergebnis (10): Mit einem durchschnittlichen Tagesvorlauf von 0,8 Sekunden und einer maximalen Abweichung zwischen den Positionen von 4 Sekunden kann die Uhr mit absoluter Zuverlässigkeit aufwarten. Auch bei eingeschaltetem Chronographen sind die Einzelwerte ähnlich. 9
Gesamtwert (15): IWC hat einen Luxus-Chronographen zu einem hohen Preis geschaffen, der aber einiges zu bieten hat. 11
Gesamt: 83 PUNKTE